Rosa Produkte sind schöner
Ihr wisst ja, ich bin immer auf der Suche nach Produkten, die das Leben schöner, einfacher oder ordentlicher machen. Für mich sind schöne Produkte ja meistens rosa – oder pink, koralle, magenta hotpink, rosé, fuchsia oder altrosa.
Vielleicht habt ihr es auch schon einmal bemerkt, irgendwie sind die rosa Produkte immer die teuersten!
Beispielsweise waren Prof. M. und ich einmal bei Tiffanys in New York, und ich wollte ihn schon einmal in das richtige Mind-Set für ein klitzekleines Geschenk bringen (wie man jemanden in das richtige Mind-Set bringt, könnt ihr auch hier, hier und hier nachlesen). Da fällt mein Blick auf einen wunderschönen Ring mit einem kleinen rosa Diamanten. Voller Enthusiasmus zeige ich also Prof. M. den Ring, setze mein strahlendstes Lächeln auf und will ihn gerade davon überzeugen, dass wir das perfekte Geschenk für mich gefunden haben, da klärt uns die Tiffany-Dame auf, dass rosa Diamanten sehr wertvoll seien und ich den Ring nur mit zusätzlicher Security anprobieren dürfe. Schließlich koste er über 500.000$.
OK, also dann kein Ring sondern vielleicht eine schöne Tasche? Ich schaffe es also Prof. M. zu überzeugen, mit mir einen Louis Vuitton-Shop zu betreten (er mag prinzipiell keine Designershops) und stürze mich sogleich auf eine tolle Tasche in Zartrosa. Aber leider auch hier das gleiche Phänomen – die rosa Tasche ist natürlich eine der teuersten der ganzen Kollektion.
Rosa Produkte sind teurer – gibt es eine rosa Steuer?
Deshalb habe ich etwas recherchiert und stellt euch vor, meine Wahrnehmung stimmt tatsächlich! Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Produkte, die speziell für Frauen konzipiert wurden, im Durchschnitt teurer sind als ihr männliches Pendant. Den Aufschlag, den Frauen für die weibliche (oft rosa) Variante zahlen müssen, nennt man auch "rosa Steuer". Wenn ihr mehr über diese geschlechtsspezifische Preisdifferenzierung erfahren wollt, seht z.B. hier das Ergebnis einer Studie aus den USA oder die Untersuchung der Stiftung Warentest in Hamburg oder diesen Artikel in der FAZ.
Doch warum sind diese Produkte teurer? Haben Frauen tatsächlich eine höhere Zahlungsbereitschaft als Männer? Oder haben die Produkte für Frauen eine bessere Qualität als die für Männer?
Studien zeigen, dass sowohl Männer als auch Frauen ein sehr schlechtes Preiswissen haben und dazu neigen, Preise zu überschätzen. Hinzu kommt, dass man die Produkte am Point of Sale nur sehr schwer vergleichen kann, etwa weil sie sich durch ihre Inhaltsstoffe oder die Packungsgröße unterscheiden. Außerdem stehen sie in verschiedenen Regalen, sodass man meist nur die Produkte in der direkten Umgebung vergleicht und Frauen somit von vornherein einen höheren Referenzpreis haben.
Die Preisunterschiede sind besonders groß bei Parfüms, Rasierern und anderen Beautyprodukten. Hier weiß man, dass Frauen bereit sind, mehr Geld in ihre Schönheit zu investieren und auch ein emotionaler Nutzen von diesen „rosa-Produkten“ ausgeht.
Außerdem wird die Männer-Version häufig immer noch als Standardvariante angesehen und die weibliche Ausführung als das „Besondere“, für das auch mehr bezahlt werden muss.
Das sieht man besonders gut bei Autofarben: Hier gibt es in der Standardausführung fast nur gedeckte Farben, rosa ist in der Palette gar nicht enthalten. Ich habe deshalb schon einmal VW und Porsche (für den Fall, dass ich mir jemals einen Porsche kaufen sollte) angeschrieben und ihnen vorgeschlagen, rosa als Default (also als Standardvariante) anzubieten. So wären alle Autos erst einmal rosa und wenn man eine andere Farbe haben möchte, könnten ja dann die Männer (oder die Frauen, die rosa nicht mögen) einen Aufpreis bezahlen. Schließlich haben die Rosa-Ablehner ja sonst schon soviel gespart! Eigentlich eine echte Win-Win Situation. Leider kam meine Idee nicht so gut an, und ich bin nur an die Individualisierungsabteilung verwiesen worden, die mir für einen erheblichen Aufpreis jedes Auto in jeder Farbe lackieren würde.
Und es geht noch weiter! Meine repräsentative Recherche (N=1) zeigt, dass Frauen (bzw. ich) eindeutig benachteiligt werden: Wir müssen mehr bezahlen als Männer, verdienen dabei weniger (falls ihr das ändern wollt, kauft gerne etwas in einem meiner Dawanda-Shops hier oder hier), und haben gleichzeitig einen höheren Bedarf an Konsumgütern.
Zum Vergleich:
1.) Kleidung: Der Kleiderschrank von Prof. M. ist ungefähr ein Viertel von meinem Schrank. Ich brauche einfach mehr Auswahl und gebe deutlich mehr Geld für Kleidung aus. Allerdings muss man das etwas relativieren. Sooo viel habe ich jetzt auch nicht. Ehrlich gesagt, habe ich sogar zu wenig! Mein Schrank ist leider trotzdem zu klein, sodass ich manchmal einige Teile von mir heimlich im Schrank von Prof. M. lagere (doch pssst meistens merkt er es nicht).
2.) Schmuck: Prof. M. trägt keinerlei Schmuck, außer unserem Ehering. Er hat noch nicht mal eine Uhr. Klarer Fall, viel mehr Kosten für mich.
3.) Hobby: Das Hobby von Prof. M. ist Fußball (Fußball gucken, Fußball spielen, sich über Fußball aufregen). Ich dagegen habe verschiedene Hobbys – Lesen, Nähen, Stricken, Prof. M. mit meinem Fußballexpertenwissen bereichern, Kampfsport (da staunt ihr, was?) und vieles mehr. Jedenfalls sind meine Hobbys deutlich zahlreicher und teurer als die von Prof. M..
4.) Kinder: Noch lieber als für mich selbst kaufe ich ja Kleidung für Holly, Willi und Malchen. Ich kann einfach nicht widerstehen, sie sehen aber auch immer sooo süß aus! Prof. M. dagegen lässt das meistens völlig kalt.
5.) Friseur: Wenn Prof. M. und ich zum Friseur gehen, muss ich meistens mehr als doppelt so viel zahlen, wie er. Ok, vielleicht liegt es daran, dass er sich immer alle Haare einfach abrasieren lässt (ihr wisst ja, sein Lieblingsspruch ist: "Wo die Intelligenz wächst, müssen die Haare weichen“) und bei mir immer etwas mehr zu tun ist, aber auch hier zahle ich eindeutig mehr (Apropos Haare – habt ihr schon meinen Beitrag zum Thema Haarbürstenreinigen und Badewanneputzen gelesen?)
6.) Kosmetikprodukte: Prof. M. benutzt eigentlich nur Duschgel und Zahnpasta. Das war's. Ich fange jetzt besser nicht an, aufzuzählen, was für mich die wichtigsten Beauty-Essentials sind. Das könnt ihr euch wahrscheinlich denken.
Ja, wenn ich es recht bedenke, fällt mir kein einziger Bereich ein, in dem Prof. M. mehr bezahlen muss als ich. Vielleicht in der Küche. Da steht er ja auf gutes Küchenequipment (davon haben wir allerdings nicht viel). Andererseits habe ich viele tolle rosa Blümchentassen… Ob die viel weniger gekostet haben?
In Kalifornien ist übrigens Gender-Pricing verboten :). Vielleicht könnte man auch bei uns etwas an diesen Unterschieden verbessern?
Was meint ihr? Seid ihr bereit mehr für Produkte in rosa zu bezahlen?
4 comments
Liebe Anita,
Ich verstehe dich! Ich bin auch bereit mehr zu zahlen wenn es um rote Produkte sind. Mein Traumauto war immer rot, und ich habe mir vor ein paar Wochen rote Gummistiefeln aus UK importieren lassen… Leider hat meine Mutter mich gleich gefragt ob ich bei der Feuerwehr was ehrenamtlich tun möchte und mein Mann sagte, dass die Kinder spielen damit ob es ein Karneval Kostüm wäre…. Tatsächlich nur die Kinder konnten meine Begeisterung teilen, sodass ich häufig die rote Stiefel anziehe wenn ich sie in die Kita hinbringe oder abhole…
Bei uns gibt Dr. C nur mehr als ich auf wenn es um Triathlon geht: Anmeldung, Ausrüstung, Reise, Trainings, Magazine Abo…Oder wenn es um Wochenende Programm ist, da er bekanntlich deutlich mehr Freigabe kriegt als ich. Von daher beschwert er sich nicht viel, da er Angst hat dass er entweder weniger Sport oder Freizeit bekommt. Ausserdem, laut er selber gesagt hat, nachdem wir gerade geheiratet hatten: "ab jetzt dein Geld ist mein Geld", das muss es SELBSVERSTÄNDLICH in beide Richtungen gelten!! In der Sinne sag ich nur: "Happy wife, happy life"!!! Schönes Wochenende!
Liebe Grüße,
Mrs. P
Liebe Mrs. P.,
da hat Dr. C. natürlich Recht :) Zum Glück teilt auch Prof. M. diese Einstellung und rechnet mir nicht vor, dass ich mehr von seinem Geld ausgebe als er. Aber trotzdem ist es doch etwas ungerecht, dass guter Geschmack bestraft wird! Eigentlich sollte man dafür belohnt werden. Ja, wenn ich es recht überlege sollten rosa Produkte einfach schöner und günstiger sein. Rote Produkte natürlich auch – die gefallen mir auch sehr gut :)
Viele Grüße
Anita
Liebe Anita,
so sieht es aus! "Beim Shoppen diskriminiert" lese ich gestern in der aktuellen "Grazia". Das Thema, nein: das Problem ist zum Glück gerade in aller Munde; auch bei n-tv und cnn, die ja nun nicht gerade dafür bekannt sind, nur genuine Frauen-Themen zu beackern. Was hoffen lässt – ich meine, dass das Problem behoben wird. Schützenhilfe könnte von prominenter Seite kommen: Hast Du schon gehört, dass sich Justin Bieber und Adam Levine von Maroon 5 die Haare haben rosa färben lassen? Da frage ich mich, ob sie (als Männer) für die rosa Coloration mehr bezahlt haben als das bei blond oder grün der Fall gewesen wäre. Man müsste also vllt. über Justin Bieber und Adam Levine gehen, um sich Unterstützung von prominenter Seite zu sichern ;) Die haben ja ganz anderen Druckmittel und einen ganz anderen Wirkungskreis, um auf die Wirtschaft einzuwirken.
Meine Theorie ist, dass die Farbe rosa wie Luxus behandelt wird (Frauen mögen rosa = Luxus, also Frauen = Luxus ;), was natürlich absolut korrekt ist, was deshalb aber nicht zu gender pricing führen darf) – und auf rosa Produkte also quasi eine (versteckte) pink-luxury-tax geschlagen wird. So kann man nun wirklich keine Gleichberechtigung erreichen, denn Frauen verdienen ja meist weniger als Männer. Womit ich beim Equal pay day wäre. Der steht uns auch bald (d.h. endlich!) ins Haus. Aber dazu dann an anderer Stelle…
Es kann nur besser werden!
LG
Liebe Juliane,
du hast völlig Recht! Ich kann schon verstehen, dass rosa Produkte Luxusgüter sind und deshalb teurer sind, allerdings ist das so viel niedrigere Gehalt das große Problem. Ich finde, wir Frauen sollten von vornherein MEHR verdienen als Männer. Schließlich haben wir im Durchschnitt auch höhere Ausgaben. Oder wenigstens gleich viel. Das wäre ja auch schonmal was :)
Krass mit den rosa Haaren! Das habe ich noch gar nicht gesehen. Muss ich mir unbedingt angucken.
Viele Grüße
Anita